Breite Front lehnt Positionspapier des Landesjagdverbandes und der Hegegemeinschaften ab

Am 18. Oktober stellten der Landesjagdverband Sachsen und die Hegegemeinschaften Erzgebirge, Oberes Vogtland und Tharandter Wald ein Positionspapier an die politischen Entscheidungsträger zur Rotwildbejagung in Sachsen auf.

Gegen dieses Positionspapier hat sich nun eine breite Verbändefront, bestehend aus Naturschutzbund, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Stiftung Wald für Sachsen, der ANW, der Grünen Aktion Westerzgebirge und dem Sächsischen Waldbestizerverband ausgesprochen und die wesentlichen Punkte in einem offenen Brief abgelehnt. Auch der ÖJV Sachsen ist Unterzeichner des Briefes und lehnt die Forderungen des Landesjagdverbandes sowie der Hegegemeinschaften ab.

Offener Brief Rotwild 2018

 

Wer in England die waldbezogene Avifauna retten möchte, sollte mehr Wildfleisch essen

Zu diesem Schluss kommt eine Forschungsgruppe der Universität in Nottingham. Anstoß der Analyse ist der dort stetige Rückgang der in Wäldern vorkommenden Vogelarten. Neben dem natürlich vorkommenden Rehwild und Rotwild wurden in England zusätzlich Damwild, Sikawild, Muntjaks und das Wasserreh ausgewildert. Durch eine Kombination aus fehlenden Prädatoren, nachlassendem Management durch die Jagd und Winteräsung auf den Feldern nehmen die Wilddichten der Hirschartigen dort wie auch in Deutschland stetig zu. Innerhalb der letzten Jahrzehnte hatte sich damit auch sichtlich die Struktur der Wälder verändert.

Die Forschergruppe hat per Laserscanning die Struktur der Wälder untersucht und dabei Regionen mit hoher und geringer Wilddichte verglichen. Sie kamen zum Schluss, dass die Anzahl und Dichte von Sträuchern und kleinen Bäumen im Höhenbereich bis zu 2 Metern bei hoher Wilddichte um 68% geringer ausfällt. Gerade dieser Bereich ist jedoch essenziell für die meisten Vogelarten.

Diese Ergebnisse stellen damit erneut in Frage, ob Rotwild in Waldlebensräumen überhaupt als “Schirmart” gelten kann.

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Links:

Hessenschau: Rotwild quert die Straße

Heute lernen wir in der Hessenschau, warum 150 Stück Rotwild eine Straße überqueren:

  • “zu viele schießwütige Jäger” aus dem Nachbarrevier
  • nächtliche Stangensucher mit Taschenlampen

Fehlt ja nur noch der Wolf. Dafür zahlt man doch gern Rundfunkbeitrag. Vielleicht liegt es auch einfach an den hohen und weiter ansteigenden Wildbeständen im Taunus. Wir empfehlen dazu auch den Mythos Angstrudel von Ulrich Wotschikowsky.

hessenschau

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Link: Hessenschau vom 2. März
Link: Wiesbadener Kurier zum Thema Rotwildbestände

 

Der Hirsch als Bioingenieur

Vergangene Woche war Hubertustag. Das ist traditionell der Tag im Jahr, an dem die Bedeutung des Rothirsches von der Deutschen Wildtier Stiftung angepriesen wird.

Diese Liste der positiven Merkmale liest sich dieses Jahr ein wenig befremdlich:

“Durch Verbeißen, Schälen, Suhlen und Fegen ihrer Geweihe nehmen sie Einfluss auf die Vegetation.”

Das ist zwar im Kontext positiv gemeint, kann jedoch durchaus auch anders verstanden werden. Es wird aber noch besser:

“Bei ihren Wanderungen transportieren sie Pflanzensamen in Fell und Kot und tragen zu einem artenreichen Ökosystem bei. Das macht dem Hirschen keiner nach: An einem einzigen Tag kann er bis zu 20.000 keimfähige Samen mit seinem Kot ausscheiden.”

Eine steile These. Aber irgendwo hat man davon dann doch schon mal am Stammtisch gehört. Wir haben die Quelle gefunden:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=Fd4jrg4W4SU&w=854&h=480]

Jossgrund: Pressesprecherin kündigt Kurskorrektur an

Der BUND hatte Ende 2015 die Zustände im Forstamt Jossgrund (Hessenforst) angeprangert. Durch systematische Trophäenzucht seien dort 4000 ha Wald vollständig ökologisch und ökonomisch devastiert worden. Wir berichteten kürzlich.

Nun kündigt Pressesprecherin Petra Westphal eine Kurskorrektur an. Wie die MainPost gestern berichtete, bestätigte Westphal, dass die Wildschäden im Forstamt zu hoch seien, da die Trophäenjagd und damit verbundene hohe Wildbestände dort vor vielen Jahren einen hohen Stellenwert gehabt hätten. Der Kurswechsel werde mit dem gleichen Personal vollzogen, jedoch mit intensiver Begleitung durch übergeordnete Stellen.

Hans-Jürgen Bachmann, Leiter des betreffenden Forstamtes seit 25 Jahren, spricht derweil von “reißerisch-ideologischen“ Vorwürfen. Doch auch seine Bayerischen Kollegen meinen, dass an der hessischen Grenze ständig permanent jagdlich abgeschöpft werden müsste, um ein Überschwappen der hohen Rotwilddichten nach Bayern zu vermeiden.

 

Der ÖJV wünscht fröhliche Weihnachten

Im vergangenen Jahr hatten wir Horst Stern und dessen bemerkenswerten Film “Bemerkungen über den Rothisch” vorgestellt. Einerseits weil dieser Film genau zum Heiligabend, noch dazu zur besten Sendezeit, ausgestrahlt wurde. Man stelle sich das nur heute einmal vor: investigativ kritisches und nachdenkliches Fernsehen zur Primetime im Ersten. Zum anderen, weil die Diskussion über die Bejagung des Rotwildes in Sachsen gerade dabei war sich ordentlich aufzuschaukeln.

Momentan scheint sich die Lage zu entspannen. Ein Forschungsprojekt wurde angestoßen. CDU und Grüne haben sich deutlich für die Notwendigkeit des Waldumbaus und der Reduktion der Wildbestände auf waldverträgliche Dichten ausgesprochen. Das aktuelle Verbiss- und Schälgutachten zeigt, dass dafür in vielen Teilen Sachsens noch ein weiter Weg zu gehen ist.

Die Aktivitäten Horst Sterns beschränkten sich aber nicht nur auf die Jagd. Er zeigte frontal die Zustände bei der Massentierhaltung, verdeutlichte die Folgen von Massentourismus in sensiblen Ökosystemen und rückte zu unrecht unbeliebte achtbeinige Tiere ins rechte Licht. Würde man seine Filme heute erneut zeigen, man würde ihr Alter nur am Bildformat erkennen. An Aktualität haben sie nichts verloren.

Jahrzehnte später spricht er als Zeitzeuge über sein Leben, seine filmischen Werke und die Wirkung seiner Arbeit. Dieses Video möchten wir Ihnen heute empfehlen. Der ÖJV Sachsen wünscht Ihnen fröhliche Weihnachten und ein gesundes neues Jahr.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=boBmo2EpcQM&w=640&h=360]

 

Filmtipp: ‘quer’ (Bayerischer Rundfunk) – Waldbauern vs. Wolfgang Grupp (Trigema)

Wolfgang Grupp: “Wir haben eine rotwildfreie Zone in Missen – und bei mir haben wir pro forma eine rotwildfreie Zone, aber mit der Erlaubnis vom Landratsamt Sonthofen Rotwild zu füttern und Rotwild zu halten.”

grupp

Alles klar? Nein? Dann schauen Sie sich den aktuellen Beitrag in ‘quer’ an. Das Thema Rothisch kommt gleich zu Beginn. Ein klarer Filmtipp von uns. Auch für die Anmoderationen hätte Moderator Christoph Süß eine eigene Late-Night Show verdient.

Link zur Mediathek des BR