Einladung – Ein Vortragsabend zum Wolf

Romulus und Remus wurden der Sage nach von einer Wölfin gesäugt. Unser größtes hundeartiges Raubtier und Ursprung des heutigen Hundes war früher über die gesamte nördliche Hemisphäre verbreitet und hatte damit eine feste Rolle in jedem Kulturraum gefunden. In Mitteleuropa wurde der Wolf einst nahezu vollständig ausgerottet. Doch seit dem Jahr 2000 kehrt er nach Deutschland zurück.

Im Monitoringjahr 2017/2018 wurden in Sachsen 18 territoriale Rudel mit 65 Welpen bestätigt. Doch während sich die Einen über eine Bereicherung der Artenvielfalt freuen, sind längst nicht alle mit seiner Rückkehr glücklich – das Thema Wolf spaltet die Gesellschaft.

Wir wollen zur Versachlichung dieser Diskussion beitragen, wollen Fakten zum Wolf zeigen, aber auch über Konflikte, Lösungen und das Wolfsmanagement diskutieren.

Darum laden wir Sie herzlich ein zum Themenabend „Wolf“ am

23. Oktober 2019 um 18:00 Uhr im Kulturhaus Aue in der Gothestr. 2, 08280 Aue.

  • Helene Möslinger „Wölfe zurück in Deutschland – Leben mit dem Wolf”
  • Sebastian Körner „Warum ich Deutschlands wilde Wölfe filme“

Es erwarten Sie zwei spannende Fachvorträge renommierter Wolfsexperten. Helene Möslinger, Biologin aus Österreich, arbeitet seit 2011 im sächsischen Wolfsmanagement (LUPUS, Kontaktbüro Wölfe in Sachsen). Sebastian Körner dokumentiert seit 2003 die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland mit der Filmkamera. Seine Aufnahmen wurden unter anderem im WDR, NDR und auf arte veröffentlicht.

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Wolf für steigende Wildschäden verantwortlich?

Die Schuld sucht man bekanntlich am besten zuerst bei anderen. So meldete der LJV Brandenburg jüngst, dass der Wolf für die steigenden Wildschäden in der Annaburger Heide verantwortlich ist. Man bemüht sich dabei nicht einmal um einen vermutenden Konjunktiv, die Schuldfrage ist für die hiesigen Jäger bereits klar geregelt.

Der Verband führt aus, dass das Kahlwild des Rotwildes seit der Anwesenheit des Wolfes Großrudel von bis zu 120 Stücken bildete, die bereits tagsüber auf die Felder austräten und dort binnen weniger Stunden riesige Schäden anrichten würden.

Dabei haben Wildbiologen den Mythos um die sogenannten “Angstrudel” längst ausgeräumt. Die Rudelgröße hängt dabei in erster Linie mit der Nahrungsverfügbarkeit zusammen. Auf großen Freiflächen und offenen Habitaten können sich durchaus ohne vermeintliches Mitwirken des Wolfes solche Rudelstärken bilden. Im dichten und nahrungsärmeren Wald verlieren diese sich dann wieder aus den Augen und lösen sich auf.

Ein zweiter Aspekt ist die vorhandene Wilddichte. Es müssen erst einmal 120 Stück Kahlwild vorhanden sein, um ein solches Rudel bilden zu können. Dem Text nach handelt es sich auch nicht um das Einzige seiner Art. Ein solch großes Streifgebiet, das Gebiet der Hegegemeinschaft Annaburger Heide verfügt über 44.000 Hektar, scheint ja zudem extrem unwahrscheinlich. Telemetriestudien an Rotwild in Wolfsgebieten zeigen darüber hinaus, dass sich die Streifgebiete bei der Anwesenheit des Wolfes eben nicht verändern.

Ist diese Meldung dann nicht eher eine Offenbarung, dass unabhängig von der Anwesenheit des Wolfes eine überhöhte Wilddichte vorlag und vorliegt, die zu diesen hohen Wildschäden führt? In diesem Zusammenhang muss man auch hinterfragen, ob 120 Stück Rotwild in einem Rudel unwesentlich mehr Schaden anrichten würden als 10 Rudel mit je 12 Stück Rotwild.

Ohne Frage, der Wolf mischt neuerdings bei der Jagd mit und wir müssen uns alle darauf einstellen. Für den ein oder anderen sind diese Umstellungen und die Aufgabe alter Gewohnheiten sicher traurig. Den gestiegenen Wildschaden mit dem Wolf erklären zu wollen ist jedoch eine Farce. Es diskreditiert die Jägerschaft als Sachverständige der Natur selbst. Vielleicht sollte man die Ursache eher bei den jüngst nicht erfüllten Abschussplänen in der Hegegemeinschaft suchen.

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Update (3. September): Der ÖJV Brandenburg bezieht Stellung zum Thema

Fernsehtipp: ‘ARD-alpha Forum’ mit Ulrich Wotschikowsky

Auf ARD alpha werden im ‘alpha Forum’ jede Woche zur besten Sendezeit mehrere interessante Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Zeitgeschehen interviewt. Falls sie ARD alpha nicht kennen, was bei einem Marktanteil von weit unter einem Prozent nur allzu wahrscheinlich ist: es handelt sich dabei um den Bildungskanal des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens. Auf den Hauptprogrammen ist neben 0815-Serien und Kochshows eben nur noch wenig Platz für den Bildungsauftrag.

Jedenfalls war dort vor rund zwei Wochen Ulrich Wotschikowsky, Gast unseres Winterkolloquiums 2015, an der Reihe. Im Gespräch diskutiert er über die Rolle und Betrachtung der Jäger im Wechsel der Zeit und natürlich über sein Steckenpferd – den Wolf. Mit nüchterner Logik beleuchtet er Aspekte der Jagd, der Nutztierhaltung und des Naturschutzes. Dabei bringt er die Dinge wie üblich klar auf den Punkt.

WotschAlpha

Link: ARD alpha-Forum mit Ulrich Wotschikowsky

Presseschau: Ulrich Wotschikowsky über Jagd, Jäger, Hege und den Wolf in Deutschland

Ulrich Wotschikowsky (unser Gast zum letzten Winterkolloquium) war zum Gespräch im Deutschlandfunk. Neben vielen Einblicken in sein ereignisreiches Leben findet er sehr deutliche Wort zu Jagd, Jäger, Hege und den Wolf.

Prädikat: sehr empfehlenswert! – DLF Zwischentöne vom 02. August zum Nachhören

PS: Wer gern den im Interview erwähnten Film “Bemerkungen über den Rothisch” sehen möchte, findet ihn auf YouTube: Sterns Stunde – Rothirsch

Resümee zum Winterkolloquium 2015

Alle Plätze im Hörsaal waren besetzt, auch kein Ersatzstuhl war mehr frei. Dennoch lauschten die Zuhörer gebannt eineinhalb Stunden der Expertise Ulrich Wotschikowskys zum Thema Wolf. Traditionell wurde die Diskussion anschließend bei Kuchen und Bier im Foyer fortgesetzt.

Wir freuen uns über das zahlreiche Erscheinen und den gelungenen Abend. An diese Stelle möchten wir darum nochmals unserem Referenten, den Gästen, der TU Dresden und den Organisatoren aus unseren eigenen Reihen herzlich danken! Dieser Dank gilt nicht zuletzt auch dem Freistaat Sachsen, der die Veranstaltung aus den Mitteln der Jagdabgabe gefördert hat.

Link zu Ulrich Wotschikowskys ‘Wolfsite’: Hier entlang.
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Großraubtiere auf dem Rückweg nach Europa

Biotopzerschneidung, Artensterben, Umweltverschmutzung – nur ein kleiner Ausschnitt über Meldungen, die vom alltäglichen lokalen und globalen Rückgang der Biodiversität zeugen.

Umso erfreulicher ist die Meldung darüber, dass vier Großraubtiere (Bär, Luchs, Vielfraß und Wolf) sich zunehmend wieder in Europa etablieren und stabilisieren. 76 Autoren, darunter auch das LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, aus 26 Ländern haben dazu Daten zusammengetragen und ausgewertet. Erschienen ist der Artikel im ‘Science Mag’, einem der anerkanntesten und einflusreichsten wissenschaftlichen Journals auf dem Gebiet der Naturwissenschaften.

(Forst)Studenten können den Artikel in voller Länge über das Netzwerk der Universitäten lesen und herunterladen. Alle anderen fragen bitte einen Studenten ihres Vertrauens.

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