Die ASP ist momentan vermutlich das prägende jagdliche Thema vor allem in den stark betroffenen Ländern Brandenburg und Sachsen.
Besonders in Sachsen gewinnt die Ausbreitung der ASP an Fläche, ohne das ein Ende oder eine Umkehr absehbar ist. Der ÖJV-Brandenburg bot den sächsischen Kollegen einen inhaltsvollen Tag in der Landeswaldoberförsterei Müllrose zum Erfahrungsaustausch im Kampf gegen die Tierseuche.
Nach der Begrüßung aller Teilnehmenden durch Eckhard Fuhr, wurde der Verlauf der Ausbreitung im Bundesland Brandenburg visualisiert und nachvollzogen. Es wurde schnell klar, dass nur ein schnelles und lösungsorientiertes Handeln auf allen Ebenen zum Erfolg führt. Die Verantwortung und Koordinierung liegt in beiden Bundesländern bei den Landkreisen. Das aktuelle Geschehen wird wohl erst mit der Maisernte und dem Verlust der bisherigen Einstände für das Schwarzwild deutlich werden. Gleiches gilt für Sachsen. Auch wenn die Seuche bislang nur Teile Ostsachsens und Ostbrandenburgs erfasst hat, sind die sozioökonomischen Auswirkungen insbesondere bei den Schweinebauern deutlich spürbar.
Der einzige Weg, der Seuche vorzubeugen, ist die Reduktion der Population im Vorfeld der Seuchenausbreitung. Ist die Seuche einmal da, beginnt ein fortwährender Kampf der Abgrenzung der Seuchenherde und der Eliminierung der Bestände in den betroffenen Gebieten. Dabei verhält sich der afrikanische Schweinepesterreger anders als bisherige Erreger. Bei hoher Mortalitätsrate der infizierten Schweine, hält sich der Erreger an Kadavern und im Boden über mehrere Monate. Da die Infektiösität des Erregers jedoch gering ist, infiziert sich fortlaufend immer nur ein Teil der Population, sodass ein Ende durch eine natürliche Durchseuchung der Gebiete ausgeschlossen ist.
Doch bislang sieht es gut aus in Brandenburg. Der Schlüssel zum Erfolg ist der Dreiklang aus Fallwildsuche, Zäunung und Sauenfängen. Alle Instrumente sind dabei als gleichwertig zu betrachten. Die Kadaver und damit Erregerdepots müssen aus der Landschaft entfernt werden und die infizierte Population muss entnommen werden. Hier soll das Risiko der Ausbreitung in neue Teilpopulationen durch Zäunung möglichst verhindert werden. Saufänge eignen sich für die Entnahme, da man ohne großen Jagddruck in den Kerngebieten „Strecke“ machen kann. Aber einfacher als die Jagd mit bloßer Büchse ist die Fangjagd nicht. Ein Kirrverbot auf der übrigen Fläche steigert die Attraktivität der bekirrten Saufänge. Ab dann heißt es:
BESTÄTIGEN -> VERSTÄTIGEN -> FANGEN!
Die Saufänge sind ein arbeitsintensives Verfahren. Stetiges Kirren in und vor dem Fang, der Einsatz von Fotofallen, ständige Wartung und dazu der Fahrtaufwand zu den Fangstandorten. Der Aufwand kann durch Futterautomaten und solarbetriebenen Kamerafallen mit Funkauslösung auf ein Minimum reduziert werden. Vor dem Fang muss die Funktion des Fanges am Einsatzort überprüft werden, damit die Falltüren nicht durch Schmutz oder Äste blockiert.
Es wurde rege über Vor- und Nachteile verschiedener Fangsysteme diskutiert. Neben größeren Fangkoralen kamen Gitterfallen, schwedische Lotinfänge und Netzfänge zum Einsatz. Letztere sind eine amerikanische Entwicklung und befinden sich derzeit in der Erprobung, zeigen aber schon vielversprechende Ergebnisse.
Zusätzlich zur Fangjagd wird intensive Nachtjagd in den Pufferzonen betrieben. Um die Schützentrupps zu entlasten und eine tierseuchengerechte Kadaverentsorgung zu gewährleisten, kommt hier den Bergetrupps bei Tag eine wichtige Rolle zu.
Bei der Kadaversuche werden die Suchtrupps von Kadaversuchhunden und Drohnen mit Wärmebildkamera unterstützt. Die Drohnen werden aktuell auch bei Erntejagden eingesetzt, um Rotten zu lokalisieren und die Schützen zu organisieren, damit effektiver Strecke gemacht werden kann und die Sicherheit gewährleistet bleibt. Hierzu wurde ein Droheneinsatz auf dem Gelände simuliert.
Da sich die Jagd in den Kernzonen auf das Schwarzwild beschränkt, entwickeln sich in den betroffenen Gebieten die Populationen der wiederkäuenden Schalenwildarten entsprechend. Damit ist der Waldumbau in Gefahr. Ein Problem, was im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der ASP weitere Landesteile betreffen kann.
Es ist zu betonen, dass die Situation der Afrikanischen Schweinepest eine Sondersituation darstellt und effektive Mittel nötig sind, um ihr zu begegnen. Tierschutzaspekte werden bestmöglich berücksichtigt, wobei die Tötung insbesondere von größeren Rotten eine ausgesprochene Stresssituation für die Tiere darstellt. Der ÖJV ist generell kein Befürworter vom Einsatz von Fangeinrichtungen. Der Schwarzwildfang gilt hierbei als effektives Werkzeug im Sinne der Seuchenbekämpfung. Ohne eine Tierseuche sind gut organisierte Drückjagden das bessere Mittel zur Reduktion überhöhter Populationsdichten.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten für die sehr informative und anschauliche Exkursion. Der Erfahrungsaustausch stärkt die Zusammenarbeit der Landesverbände.
Nachtrag: Nach dem jüngsten ASP-Fall bei Meißen wird die Notwendigkeit einer starken Populationsreduktion des Schwarzwildes auch auf den übrigen Landesteilen deutlich. Die Seuche kann in kürzester Zeit, insbesondere durch virenbelastetes Material, rasch auch in entfernteren Gebieten auftreten. Der Einsatz von Fängen sollte daher auch in den übrigen Landesteilen intensiviert werden.