Die Weißtanne und der Rothirsch – nur eine dieser Arten steht tatsächlich auf der Roten Liste

Kahlschlagwirtschaft und Rauchschäden haben einst weitläufig den Rückgang der Weißtanne in Sachsen eingeläutet. Heute findet man im ganzen Bundesland nur noch 2000 vereinzelte Altbäume. Würde man diese alle zusammenstellen, entspräche das einer Fläche von weniger als 10 Hektar.

Sowohl der Kahlschlag als auch die Rauchschäden gehören heute in Sachsen der Vergangenheit an. Indessen wird man sich wieder der Vorteile der Weißtanne gegenüber der dominierenden Fichte bewusst: sie erzielt eine vergleichbare Wuchsleistung und produziert ebenwertiges, geradlinig wachsendes Bauholz. Sie durchwurzelt den Boden tiefer, ist damit besser gegen Sturm geschützt und hält mehr Wasser zurück – beste Voraussetzungen für den Schutz gegen die nächste Flut. Auch für den Klimawandel ist sie gewappnet: die Weißtanne kommt mit deutlich weniger Niederschlägen zurecht. Obendrein sind ihre Nadeln leicht verdaulich für Mikroorganismen und versauern den Boden nicht zusätzlich. Die Tanne hat also das Potenzial die Fichte in der zukünftigen Waldgeneration abzulösen und unsere Wälder für die Zukunft zu rüsten. Allein, sie schafft es nicht mehr aus eigener Kraft und muss künstlich gepflanzt oder gesät werden.

Da ist es erfreulich wenn die Freie Presse heute berichtet, dass durch eine Rekordernte im Jahre 2009 ganze 60.000 Weißtannensämlinge aus dem Saatgut der verbliebenen Altbäume in Olbernhau und Steinbach gezogen werden konnten. Der Haken kommt jedoch nur wenige Absätze später, denn die Tannen werden nicht etwa auch in Steinbach wieder angepflanzt: “Ausgespart bleiben dagegen die Reviere Rauschenbach, Ansprung, Gelobtland und Steinbach. Wegen des Wildbestandes ist das [Anmerkung: die Anpflanzung] dort kaum mit vertretbarem Aufwand möglich, obwohl auch dort die Weißtanne hingehört”. In fast der gesamten Kammlage des betreffenden Forstbezirkes wird die Tanne also nicht wieder eingebracht, weil sie dort erfahrungsgemäß nur in den Äser von Hirsch und Reh wandern würde.

Eine Horrormeldung für die Natur, möchte man zumindest auf den ersten Blick meinen. Der ortsansässige Naturschutzverband NaBu sieht das allerdings anders: er sieht den Rothirsch vor der Ausrottung bedroht und will demnächst Unterschriften für dessen Schutz sammeln.

Rotwild im Erzgebirge
22. April, 22:00 Uhr. Nur 20m neben der Straße zwischen Neuhausen und Seiffen ruht ein Rudel Rotwild bestehend aus 37 Stück Kahlwild. Im Scheinwerferlicht konnten noch ~20 Stück auf einem Foto eingefangen werden. Anwohnern zufolge sind Rudelstärken bis 80 Stück ebenfalls keine Seltenheit. Von einer bedrohten Wildart kann wohl keine Rede sein.

Das von einer “Ausrottung” keine Rede sein kann, sieht man nach Einbruch der Dunkelheit auf den Wiesen in der Kammlage des Erzgebirges. Das uns zugesandte Foto zeigt rund 20 Stück Kahlwild nahe der Straße zwischen Neuhausen und Seiffen, mit dem Fernglas wurden an betreffendem Abend insgesamt 37 Stück gezählt. Anwohnern zufolge sind Rudel mit doppelter so hoher Stückzahl ebenfalls keine Seltenheit. Einen ähnlichen Anblick hat man in Kühnhaide, in Steinbach, etc.

Wir haben in vergangenen Artikeln bereits ausführlich auf den krassen Unterschied zwischen subjektiver Wahrnehmung einiger weniger Jagdinteressenverbände und der Realität hingewiesen (ältere Beiträge zum Thema Rotwild). Darum schließen wir an dieser Stelle mit dem Hinweis darauf, dass entgegen der Namensgebung tatsächlich nur die Weißtanne und nicht der Rothirsch auf der roten Liste geführt ist und übergeben an Horst Stern, der bereits 1971 das Problem umfassend und eindrucksvoll erläuterte: [youtube https://www.youtube.com/watch?v=uFXzC_o9c94&w=854&h=510]